Der Strom ist da und eine Predigt von Annemaria

12.03.2013 15:29

Viel passiert - und ich war ja soo unzufrieden und maulig mit dem Stromversorger ENEL, mit der Provinzregierung, mit Gott und der Welt. Und als ob mich da jemand gehört hätte und mir mal die Hammelbeine langziehen wollte, kam Besuch.

Vorgestern kamen liebe Landsleute an aus Niederbayern, schon zum zweiten Mal, die ich schon vor vielen Jahren mal auf einem Volksfest in Hessen kennengelernt habe. Wie heißt es: Die Welt ist ein Dorf - und genauso kam es, dass wir uns zwar nie aus den Augen verloren haben, aber doch überrascht waren, als die Beiden uns gestanden, dass sie "Aussteigen" wollten aus ihrem Hamsterrad.
Das Hamsterrad bestand aus einer eigenen Firma, die gut lief, aber dafür sorgte, dass es kein Privatleben mehr gab und Rolf einen leichten Schlaganfall hatte.
Ich darf das schreiben hier, habe gefragt.

Also haben die Beiden ihre Eigentumswohnung und ihre Firma verkauft, um sich - so der Plan - ein großes Stück Land mit kleinem Stück Wald zu kaufen, dort ein Häuschen bauen zu lassen und weitab von Stress und Trubel ihren Traum vom ruhigen Leben, endlich mit Hunden und Katzen und Hühnern zu leben.

Ausgerüstet mit Startkapital und 18 Monaten Zeit als Mieter in der ehemaligen ETW machten sich Beide auf die Suche in Niederbayern.

Nach knappen 12 Monaten haben sie aufgegeben und uns besucht, wir lebten inzwischen hier in unserem Mobilheim und gerade voll im Wasser-Gieß-Stress, denn der Sommer war heiß und viele Bäume gepflanzt, die trinken wollten.

Wir haben geklagt - kein Strom aus der Dose und die Provinz schläft! - und haben uns ganz schön was anhören können damals im Sommer.

Die Zwei hatten nämlich ihr Traumgrundstück gefunden - aber es ist NICHT möglich in Deutschland, auf Ackerland zu bauen. Das nennt sich Außenbereich und es ist sowohl ein Bau als auch eine Stromversorgung unmöglich, sogar verboten, es sei denn, man ist ein echter, landwirtschaftlicher Betrieb und kann seine Ausdehnung genügend begründen.

Also begannen sie umzudenken. Zumal bei Annemaria inzwischen eine Bronchialerkrankung festgestellt wurde und der Arzt ihr zu längeren Aufenthalten am Meer riet.

Sie waren erstaunt, geradezu baff, dass wir auf ausgewiesenem Ackerland bauen durften und auch Strom beantragen, einen Brunnen hatten und uns eben für das Leben einrichteten, welches die Beiden sich so ersehnten. Und ihre Uhr lief!

Sie haben also geduldig mein Gejammer angehört, mit völligem Unverständis registriert, dass ich auf Italiens Bürokratie schimpfte - und mir geraten, mich mal in Deutschland um ein gleiches Projekt zu bemühen und immer schön mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen.
Jajaja...

Am Samstag nachmittag nun kamen beide an, müde von der langen Reise aber voller Vorfreude. Mit Zeit und Startkapital, sie werden mit ihrem Wohnmobil bei uns ausruhen und sich ihr Traumgrundstück suchen.
Und wie es der Zufall so will, kam am Mittwoch vor ihrer Anreise ein Bagger und baggerte ein Loch, am Donnerstag kam der Betonmischer und betonierte das Fundament und am Freitag kam das Stromkabel - es geht vorwärts!
Man muss zugeben, dass es nicht nur um einen Mast für uns ging, es mussten insgesamt 3 Masten noch auf anderen Grundstücken gesetzt werden, also schon eine größere Aktion.

Na, Ihr könnt Euch vorstellen, was ich mir anhören konnte! Was ich denn noch wolle - Haus fast fertig auf einem Acker inmitten von Oliven und mit 1A-Baugenehmigung, Strommast steht, Kabel gezogen, Wasser läuft, Solar produziert, die in Deutschland verbotene kleine Klärgrube für winziges Geld ist Pflicht. Naja, ich bekam die Rübe gewaschen und auch mal wieder einen klaren Kopf.
Denn eines muss ich zugeben..bin ja lernfähig:
Man schimpft schnell auf das Auswanderungsland, wenn was nicht so läuft wie man es will, vor allem nicht so schnell.
Aber man vergißt dabei das Wesentliche:

Das, was wir hier durchgezogen haben, wäre in Deutschland einfach mal überhaupt nicht erlaubt gewesen.

Danke Anneliese, Du hast ja Recht. Und ich sehe meine Wahlheimat, mit allen Ecken und Kanten dank Deiner Predigt auch wieder mit versöhnlichem Blick. Und Herzchen in den Augen ♥♥, zumal wir heute 21 Grad haben und meine Solarbatterien auf 98% stehen trotz ordentlichem Stromverbrauch dank Fön, Glätteisen, Kühlschrank, Käsereibemaschine, TV und Internet.

Und nun gibts für Euch ein paar Bilder von ENEL in Aktion :D