Erste Olivenernte!

29.10.2013 10:02

Unsere erste Olivenernte

Die Ernte beginnt!
Doch jetzt, so früh, werden die Oliven geerntet, welche halb reif und halb unreif sind. Sie sitzen fest am Ast und lassen sich durch Schütteln nicht bewegen, runter in die Netze zu fallen.
Also heißt es, ab auf die Leiter und von Hand pflücken. Einer steht oben und meint nach einer Stunde, er hätte Hühnerfüße, so krumm werden sie, wenn man zu lange auf der Sprosse steht. Der andere - in dem Falle ich - hats besser, er steht am Boden und pflückt.
Beim Abstreifen der Äste fallen viele Blätter und kleine Ästchen mit ins Netz, wir haben die zum Schluss grob herausgelesen.
Aber manche Ölmühlen haben auch Maschinen, die die Blätter aussortieren und man kann sich diesen Arbeitsgang sparen.

Wozu die ganze Mühe? Warum nicht einfach Netze aufspannen und warten, bis die Ernte einem sozusagen in den Schoß fällt?
Der Unterschied liegt in der Qualität.
Öl von halbreifen Oliven hat so gut wie keine Säure. Solange die Oliven nicht feucht werden, wie z.B. beim längeren Herumliegen auf der Erde oder in Netzen, auf die der Morgentau fällt Tag für Tag, bilden sie auch keine Säure.

Extra vergine - soll nicht über 1 Grad Säure enthalten.

Wir waren nun neugierig, wie unser Öl abschneiden würde.
2 Tage lang haben wir gepflückt.
170 Kilo Oliven haben wir geerntet - ohne Hilfsmittel, nur per Hand auf antike Art.

Wir fuhren also am 2. Nachmittag in die Ölmühle, wo nach und nach die Bauern ankamen mit ihren Ape oder Autos und abluden.
Vorher fährt man voll beladen über eine Waage und dann wieder nach dem Abladen, so weiß man genau das Gewicht der abgelieferten Ernte.

Man kippt seine Oliven in einen von der Mühle bereitgestellten Behälter und dran kommt ein Zettelchen mit dem  eigenen Namen und dem Gewicht.

Die Mühle hat 2 Straßen, in der einen werden die sauberen und gepflückten Oliven gewaschen und gepresst, in der anderen Straße kommen die Oliven dran, welche vom Boden aufgekehrt wurden mitsamt Steinchen und Erde . Dass dabei Öl mit teilweise über 5 Grad herauskommt ist kein Wunder, das wird einkalkuliert.
Dieses Öl nimmt keiner mit nach Hause nach dem Pressen, das wird an die Mühle verkauft.
Was diese dann damit macht, wohin sie es weiterverkauft, welcher Exporteur dann "Extra vergine" draufschreibt und es in kleinen Flaschen mit Edeletikett nach Deutschland bringt - wer weiß?

Das Öl der gepflückten Oliven jedenfalls nimmt man mit nach Hause und genießt es roh zu Salaten, auf Bruschetta, über Gemüse etc.
Das steht oft nichtmal auf dem Tisch, wenn man als Besuch zum Essen irgendwohin  geht :D

In der Straße, der sauberen!, wurden nun unsere Oliven gewaschen, von letzten Blättern befreit, dann gemahlen und gepresst.
Am Ende kam dickflüssiges, grünes Öl heraus mit einem betörenden Duft!
Es wurde für uns getestet und so der Säuregrad bestimmt:
Jubel!!!!  0,2 Grad Säure - der Hammer!
Also hat es sich gelohnt. Eine Qualität, die man nie, nie zu kaufen bekommt. Logisch, weil unbezahlbar.

Die Ausbeute:
2 Tage Handpflücken
170 KG Oliven
19 Liter Öl

Während wir da so herumliefen und zuschauten, kamen Holländer mit Fotoapparat und Videocamera, eine ganze Horde.
Sie boten dem Bauern vor uns an, sein Öl für 35 Euro den Liter abzukaufen.
Der tippte sich an die Stirn und lehnte grinsend ab.
Das war auch mal eine interessante Erfahrung.
Sie guckten recht dumm aus der Wäsche.

Die nächsten Monate sind weiterhin der Olivenernte gewidmet, aber immer mal 2 Tage zwischendurch, nicht am Stück.
Und ganz zum Schluss, wenn wir alles Öl haben, was wir für uns brauchen, spannen wir die Netze auf und lassen die überreifen reinplumpsen. Das Öl verkaufen wir dann an die Mühle und es wird seinen Weg finden - in die Supermarktregale dieser Welt.

Um nicht gleich den Mut zu nehmen für die, welche sich nicht auskennen und nun vor Augen haben, wie man gekrümmt mit verkrampften Händen abends unter der Dusche steht und versucht, den Schmerz abzuwaschen - es geht auch anders!

Man spannt die Netze auf, wenn die Oliven etwas reifer sind als jetzt und rüttelt mit einem elektrischen Klopfer, den man hier zu kaufen bekommt, in den Ästen herum.
Die Oliven fallen in die Netze und man fährt sie am selben Abend in die Mühle.
Das wäre der Kompromiss, mit dem man immer noch ein Olivenöl extra vergine erhalten kann, man darf sie nur nicht über Tage und Wochen in den Netzen sammeln, sondern muss schon dem Baum helfen, sie schnell abzuwerfen und gleich verarbeiten lassen.

Zudem gibt es Bauern, die von Grund zu Grund fahren, um mit einem kompressorunterstützten Rüttler Baum für Baum abzuernten.
Man muss nur noch hinterherlaufen und die Netze zusammenlegen und die Oliven in die Behälter schütten.
Das wäre dann die Version "Lohnarbeit".

Zudem haben wir hier, wo die ältesten und größten Olivenbäume Italiens stehen, (die Bäumchen der Toskana nehmen sich dagegen wie ein Witz aus), auch noch eine Version im Gespräch erfahren:

Manche Deutsche oder Schweizer beauftragen Pflücker, die Ernte - zumindest einen ersten Teil - so einzubringen, wie wir es getan haben. Per Hand im noch nicht reifen Zustand, wenn man noch am Ast per hand die Olive abziehen muss.
Um eben das Maximum an Qualität und Gesundheit zu erhalten, wenn sie dann wieder herkommen in den Ferien.
Die Pflücker werden sehr gut bezahlt, sie lassen auch pressen, ein Zertifikat erstellen über den extrem niedrigen Säuregehalt und bewahren das Öl für die Eigentümer auf.
Man sagte uns, dass die Eigentümer zum einen das Öl für sich selber wollen, zum Teil aber auch sehr teuer in kleinen 250ml Flaschen verkaufen in ihrer Heimat an Delikatessenläden und gehobene Gastronomie.

So werden die Pflücker davon bezahlt und auch noch ein schöner Gewinn dabei herausgeholt.

Auch eine Art, mit der Investition in einen Olivenhain eine ordentliche Rendite zu erwirtschaften.

Wir sind jetzt erstmal sehr zufrieden und vor jedem Essen gibts eine Bruschetta mit aromatischer Tomate, etwas Knobi und satt grünem Öl - der private Jungbrunnen aus dem Fäßchen :)