Gastgeschenk - ein Fettnäpfchen

26.12.2012 18:31

Wer sich auskennt damit, liest einfach Zeitung und hört hier auf. Wer nicht, dem sei dieses Fettnäpfchen besonders ans Herz gelegt, denn nichts ist schlimmer, als in Italien „brutta figura“ – eine schlechte Figur abzugeben. Gerade wenn man irgendwo „neu“ ist.

Zum Glück ist der Chef meines Herzens Einheimischer, denn ich kenne es aus gut erzogenen Kreisen auch in Deutschland, ein Mitbringsel in der Hand zu haben, wenn man zu jemandem nach Hause eingeladen wird. Aber da gibt’s schon Unterschiede zwischen unseren Kulturen – und die habe ich hier gelernt, ohne einmal „brutta figura“ abzugeben.
Wo in Deutschland ein Pott hausgemachter Nudelsalat ganz charmant sein kann, würde er hier eher auf Unverständnis stoßen..

Sehr gern gesehen und üblich sind die kleinen Schachteln aus der Pasticceria in 3 verschiedenen Größen, gefüllt mit Zuckerzeugs, Keksen und jeder Menge Hüftgold.

Ebenfalls eine gute Wahl sind fertige Geschenksets aus dem Supermarkt, in Deutschland eher verpönt als einfallslos, hier im Süden Ausdruck der Großzügigkeit und der Wertschätzung, denn nicht billig.

Was man sich zum Beispiel verkneifen sollte(!):

Selbstgepflückte Blumen vom Wegesrand – das ist kein Shabbychic – das ist nur shabby und kommt nicht gut an.

Angeschnittenen Kuchen – entweder einen Ganzen oder keinen, wer mit einer halben Panettone oder ein paar Stückchen seines Blechkuchens bei Gastgebern auftaucht, wird als extrem geizig eingestuft, das geht also voll nach hinten los.

Und – was man mitbringt lässt man da!

Ihr müsst nicht den Kopf schütteln, wir waren live dabei, wie ein Kuchen in der Backform mitgebracht wurde von Deutschen, die Gastgeberin legte die Hälfte in Stücken auf einen Teller – und als die Besucher gingen, nahmen sie die Form samt halbem Kuchen wieder mit.

Wem so überhaupt nichts einfällt, der kann es immer mit einer Packung Pralinen versuchen, am allerliebsten haben die Italiener hier unten Ferrero in allen Variationen (klares Heimspiel) und Baci, nix anderes als sündhaft teure „Küßchen“ aus Schokolade mit etwas Nuss, schön eingepackt in Silber und Blau.

Zum allgemeinen Verständnis sei darauf hingewiesen, dass es eine große Ehre ist, wenn ein Einheimischer in sein Haus bittet und bewirtet. Allseits freut sich der Deutsche über die sprichwörtliche Gastfreundschaft hier unten, um dann leider, leider sehr oft „brutta figura“ zu machen – und mit leeren Händen vor der Tür zu stehen.

Und damit Euch das nicht passiert, schreibe ich darüber :)