Jahresrückblick in der Dämmerung

01.01.2013 22:34

Jahresrückblick

Das war ein Jahr!


Wer unseren Blog ständig verfolgt, der weiß, dass in einem Jahr viel passieren kann. Wer uns besucht hat, manche auch schon mehrfach, der hat es sozusagen live mitbekommen, dass mit der richtigen Mischung aus „dolce farniente“ – dem süßen Nichtstun, und extremer Arbeitswut und Pioniergeist, wirklich etwas zustandekommt, was man sich an einem frühen Abend des 1. Januars im neuen Jahr anschaut..


..langsam abläuft, einer schmutzig von der gerade frisch verputzten Wand, der andere mit Küchenschürze nach einem größeren Abwasch, beide mit einem Becher Rotwein in der Hand, einer mit der obligatorischen Selbstgedrehten , kleine Wolken ausstoßen – und sich dann sagt:
„Ja, wir haben es richtig gemacht!“

Die Sonne ist schon fast untergegangen, es ist frisch und die Luft klar. Bald wird der Mond aufgehen. Noch sieht man in der Dämmerung gut.

Hinter uns trotten der nicht mehr so gesunde, alte, müde und doch lebensbejahende deutsche Hund, unsicher auf den Beinen, der große, schwerfällige türkische Eisbär und die winzige Agada, obwohl die nicht trottet, sie hüpft und springt wie ein Gummiball – wir sind ihr eindeutig zu lahm unterwegs. ^^

So laufen wir unsere Scholle ab und bleiben immer wieder stehen.
An der kleinen Solaranlage, die uns so zuverlässig mit dem Nötigsten versorgt, seitdem wir hier leben. Der wir kaltes Wasser im heißen Sommer verdanken, zuverlässigen Internetzugang, volle Handys und das bißchen Fernsehen, was man so braucht, um mal ein gutes Spiel zu sehen oder einen aufgetackelten Berlusconi oder einen ferngesteuerten Goldman & Sachs- Monti.

Wir kommen an den beiden Mobilheimen vorbei, eines davon war lange unser Zuhause, nun steht es frisch geputzt neben dem alten Olivenbaum und freut sich auf die ersten Gäste.
Wir denken daran, wie wir es mit Helfern per Hand an die richtige Stelle manövriert haben, es kamen so viele, einfach aus Neugierde – wann sieht man sowas schon mal live und aus der Nähe, wenn man aus seinem kleinen Dorf noch nie rausgekommen ist? Eine Attraktion – eine Hilfsaktion lieber Menschen – und danach haben wir viel zusammen gegessen und getrunken und es war ein schöner Tag.

Wir laufen hinter zu den Hühnern, die sitzen in der Dämmerung schon einträchtig auf einem Haufen. Nie haben wir sie dazu bewegen können, auf ihrer extra gebauten Stange Platz zu nehmen. Sie kuscheln sich zusammen in einer Ecke, es sieht aus wie ein großer Haufen Federn, nur vorn guckt ein ausgetrecktes Bein mit langen Krallen raus.
Sie leben gemütlich unter ihrem Olivenbaum, haben die winterliche Legepause eingelegt, die wir nicht mit Chemiekraftfutter künstlich unterdrücken, sie sollen ihre Pause haben und uns ab Februar/ März wieder mit ihren excellenten Eiern verwöhnen.

Daneben ist Agadas geheimes (denkt sie) Versteck. Der zweite Auslauf, später mal für die Hennen mit Hahn vorgesehen, momentan lagert unter einer dicken Plane das frische Stroh. Wir nähern uns der Tür zum Gehege, Agada bellt und knurrt, sie will nicht, dass wir in „ihr“ Versteck eintreten – na gut, muss auch nicht sein..

Wir gehen wieder zurück, am Holzstapel vorbei, auch abgedeckt mit einer Plane gegen die nächtliche Feuchtigkeit. So viel Holz! Wir denken an die Tage, an denen unsere Oliven verschnitten wurden. Große Berge von Holz und Reisig, die wir nach und nach mit der kleinen Baumarkttischsäge in kamingerechte Form gebracht und gestapelt haben.

Auf unserem Weg kommen wir vorbei an dem Kakteenbeet. Im Frühsommer einzeln gepflanzte kleine Kakteen sind bis zur 4-fachen Größe gewachsen, wohl ganz erstaunt über Wassergaben und natürlichen Dünger. Ja, ich gebe es zu – die Ungeduld hat uns dazu verleitet, wir wollten einfach etwas wachsen sehen. Und das haben wir, große Kakteen mit hunderten kleinen Babykakteen daneben. Manche Sorten vermehren sich unkontrolliert, wir werden da mal saubermachen und umpflanzen müssen.

Der Weg führt uns nun vorbei an dem Mäuerchen, welches wir als Begrenzung aus dem wunderbaren Tufostein errichtet haben, um Haus und Besucherterrain optisch zu trennen, sowohl Besucher als auch wir sollen Privatsphäre haben.. Platz ist ja genug da.
Hinter dem Mäuerchen die momentane Baustelle – ein Stück Erde von ca. 200m², welches wir gerade einsäumen mit Aufschüttung und Bepflanzung. In die Mitte soll ein begehbarer Springbrunnen für die Kinder kommen, die in der Sommerhitze planschen wollen. Unsere kleinen Nichten und Neffen werden von da ab wohl Dauergäste sein, wenn die Eltern keine Zeit haben, ans Meer zu fahren.
Tante Anna wird der begehrteste Babysitter werden, der Preis ist mir sicher :D

Wir sind bei der Außenküche angekommen, deren Regen-und Schattenplane bei einem heftigen Wind gelitten hat, die müssen wir austauschen. Wir denken an die vielen schönen Stunden, die wir zu zweit oder auch mit liebem Besuch da draußen gesessen und geschlemmt haben, oder zu viel Espresso getrunken und zu viele Amarettoplätzchen getunkt haben.
Der erste Fisch aus dem dort gemauerten Grillkamin ist uns noch gut in Erinnerung – fangfrisch und mit Kräutern gefüllt, vom Chef meines Herzens ausgesucht und zubereitet, während ich aufgeregt und hungrig den Tisch richtete.

Nebendran schläft noch der Generator, bald wird es dunkel und dann beginnt sein Dienst, denn heute wird Wäsche gewaschen und die Wasserzisterne auf dem Dach muss mal wieder gefüllt werden, um das ganze Haus mit Wasser zu versorgen. Der gute Generator arbeitet zuverlässig und gutmütig mit seinen 6,5 KW – wir erinnern uns lachend daran, wie wir die versteckt Werkstatt suchten, welche zwischen Olivenhainen und alten Trulli Dienst am Kunden versorgt. An dem Kunden, der sie findet wohlgemerkt.. Der Chef dort war schon oft unser Gast, wir haben ihn dieses Jahr mit deutschem Stollen sehr glücklich gemacht.

Während wir uns unterhalten, fällt uns ein, dass wir heut Abend noch weitere Stollen ausliefern wollen, es gibt so viele Danke zu sagen, liebe Menschen, hilfsbereite Menschen und gastfreundliche Menschen sind in unseren Herzen und werden sich freuen über die „deutsche Panettone“, so wie unser Stollen hier genannt wird.

Wir gehen aber nun zum Tor, auch das Tor hat seine Geschichte, das wäre aber zu lang für jetzt und hier, aber wir grinsen und sagen „Si si.. che tipo!“ Jaja..was für ein Typ!
Man nimmt inzwischen die Menschen wie sie sind, jeden auf seine Art – eben „Leben und leben lassen“ – alles andere wäre kontraproduktiv und ungesund, man will ja eben nicht wieder in diesen typisch deutschen Stress verfallen..

Wir erinnern uns daran, dass wir mal eine Kamera und Alarmanlage installieren wollten. Nachdem wir nun gemerkt haben im Laufe des vergangenen Jahres, wie friedliebend und herzlich die Menschen sind, wie bescheiden und dabei so großzügig, haben wir dieses Vorhaben ganz hinten angestellt. Und für alle Fälle haben wir ja die 3 Hunde – der Vierte wird gerade gesucht. Im Rudel lebt es sich natürlicher als Hund.

Wir laufen den Weg rings um unser Gemüsefeld entlang, die Obstbäume stehen kahl in nacktem Holz, die Wiese blüht orange voller kleiner Calendulablumen. Wir zählen die selbstgepflanzten Bäume, die als Stöcke im März zu uns kamen und nun teilweise über 2,50m hoch sind und auf ihr Verschneiden warten. Bei 38 verlieren wir den Faden, es sind ungefähr 45, aber nun wird es langsam dunkel.

Wir gehen ins Haus zurück, um unsere geliebten aufladbaren Stablampen zu holen.

Wir stehen vor dem Haus und sind einen Moment ganz still. Drinnen brennt der Kamin, so dass es warm leuchtet wie zur Einladung. Vor einem Jahr war hier nichts außer Löcher in der Erde, Kieshaufen, Sandhaufen, Paletten mit Tufosteinen.
Nun leben wir drin.

Wir schließen das Jahr 2012 ab in Dankbarkeit für Gesundheit und Kraft. Auch für die Kraft, diese Entscheidung damals gefällt zu haben, noch einmal einen Neuanfang zu wagen 2000 Kilometer entfernt von unserem damaligen Zuhause.
Dankbarkeit empfinden wir für die Hilfe guter Menschen, für die saubere Natur, das Meer mit seiner heilenden, salzigen Brise vor der Haustür, für die verschwenderischen Geschenke der fetten, roten Erde in Form von 12 Monaten Gemüse und Früchte. Die Sonne, welche meine rheumageplagten Glieder beruhigt und seine Arthrosen zum Stillstand gebracht hat –und uns täglich eine nicht erwartete Lebenskraft zurückgibt, ist unsere fast tägliche Begleiterin. Wie Smog aussieht, was Schnee und dicke Nebelschwaden sind – wir werden es nun nach und nach vergessen..