Unser Garten ohne Chemie

26.05.2013 19:11

Da erreichte mich doch unlängs eine Email von einer Dame aus dem Schwarzwald. Sie würde viel im Internet lesen, da sie sich für Apulien seit Jahren interessiere und würde gern wissen, ob und wie wir ohne Chemie im Garten auskommen.
Heute berichte und zeige ich mal unseren Fortschritt, aber es interessierte mich auch, was andere dazu sagen.

Beim Gespräch in der bäuerlichen Genossenschaft des Ortes erklärte mir ein Bauer, dass es zum einen viel auf die Erde ankommt. Rote oder braune Erde, die nicht ausgepowert wurde durch Extremanbau, die gut gelockert ist durch regelmäßiges Fräsen, (oder für Fitnessverrückte durch Hacken^^), die regelmäßig gegossen wird, bringt guten Ertrag in Bestzeit.
Bei Insektenbefall, der nicht unüblich ist bei dem schönen warmen Wetter, könne man nun Insektizide verwenden oder natürliche Mittelchen.
Dem kann ich zustimmen. Ich bevorzuge Letzteres mit Erfolg.
Zudem sagte der gute Mann, dass man, auf dem Lande lebend, immer einen gewissen Teil an diverse Tierchen abgeben muss, da man ja in deren Gelände lebt und nicht umgekehrt.
Kann ich so auch bestätigen, Mäuslein und Vögel haben eben auch Hunger. Für Mäuslein wachsen gerade 3 Killerkatzen heran, da werden wir dieses Jahr weniger Probleme haben, die Nager ziehen dann lieber um.

Im letzten Jahr haben wir ein paar Zucchinipflanzen und Tomaten mehr gesetzt - eben aus dieser Überlegung heraus. Aber die Erfahrung zeigte, dass es immer noch viel zu viel Gemüse war, welches wir zu zweit garnicht essen bzw. verarbeiten konnten.
Aber aus dem einfachen Grunde, da wir mit Solarstrom keine Gefriertruhe betreiben wollten, dafür hätten wir alleine 2 Paneele und eine Batterie mehr gebraucht. Und mit dem Trocknen an der Sonne waren wir im Baustress auch noch nicht soweit. Dafür brauchts ein wenig Muse und Ruhe, eine saubere Dachterrasse oder auch gespannte dünne Seile zwischen den Bäumen - eben ein wenig Vorbereitung und Aufmerksamkeit und Platz, das Ganze dann zu lagern.
Da wäre ein oller Trullo toll - haben wir aber nicht.

Nun ist das erste Jahr vorbei und wir sind etwas besser organisiert. Daher habe ich mich getraut und mehr gepflanzt als im letzten Jahr.
Ohne Dünger.
Ohne Chemie.
Mit liebevoller Handarbeit und einem tollen Mann, der mir das Gelände vorher mehrfach gefräst hat.

Ihr sollt nun sehen, was sich da so tut. Wobei ich ein wenig zu spät war mit dem Auspflanzen. Typisch deutsch - da habe ich vor Mitte Mai nix rausgesetzt und hier, wo ich hätte Ende Februar pflanzen können, habe ich bis Ende April/ Anfang Mai gewartet.
Na, bis Ende Oktober hatten wir hier letztes Jahr immer um die 25 Grad - da hat das Grünzeugs genug Zeit, sich freudig auszubreiten und schön zu tragen. Ich setzte auch immer mal was nach und säe noch nach, damit nicht alles auf einmal reif wird, sondern über einen längeren Zeitraum immer Gemüse da ist.

Genug der Worte!


Kürbisse, diverse Gurken, verschiedene Tomaten, Auberginen, Paprika, Kartoffeln, diverse Bohnen und Kräuter zur Schädlingsabwehr

Als Laie in Sachen Feldanbau dachte ich, dies wäre eine Zucchinipflanze. Dann wurde der Ausläufer immer länger - AH! Aslo doch Kürbis!
ne.. eine Gurke :D
Beim Anziehen in abgeschnittenen Plastikflaschen habe ich ja dauernd die Plätze getauscht und daher irgendwann den Überblick verloren, wo steht wer?

Da ich meine Wurzeln und Gelüste nicht verleugne, habe ich mir für die winterlichen Kochabende ein paar Rotkohlköpfe aus Samen gezogen :)

Vor einem Jahr gepflanzt als kleiner Stock, trägt der Feigenbaum schon ordentliche Früchte.
Wir haben 3 verschiedene Sorten gepflanzt, die auch nach und nach reifen.

Nelken, Apfelstückchen und ausgelassener Speck...

Der hier unbekannte Dill freut sich auf die reifenden hellen Zucchinis, die hier typisch sind.

Von den Zucchini essen wir schon eine Weile.



Mein erstes Kartoffelexperiment. Ich erwarte endlich mal Kartoffeln ohne Braunfäule, da es hier ja kaum regnet außerhalb des Winters.


Links Kartoffeln, dazwischen immer eine Knoblauchzehe in der Erde gegen Schädlinge.
Dann Mangold, dazwischen diverse duftende Kräuter gegen Schädlinge.
Rechts Tomaten, dazwischen immer Baislikum - genau - gegen Schädlinge.
Klar, ich könnte auch Gift spritzen..

Die Tomaten haben es eilig. Ich bin so gespannt, wo welche Sorten reifen werden, da ich sie ja alle vertauscht habe :)

Hier sieht man nochmal gut die Tomaten und das Basilikum im Wechsel.
Zwischen dem Mangold stehen Koriander, Petersilie, Dill und Bohnenkraut bzw. stecken Knobizehen in der Erde oder auch mal eine stinkende Studentenblume. Die verjagt eine Menge der Schadinsekten.

Vor der ersten Olivenernte habe ich Respekt. Jede Blüte eine Olive. Und die im letzten Jahr verschnittenen (und ungespritzten) Bäume sind knallvoll.

Im letzten Jahr als Stöckchen gesetzt - und schon jede Menge Blüten und ein paar Zitronen dran. Da mein Guter in der unmittelbaren Nähe einen Berg Unkraut verbrennen musste, habe ich danach die verkohlten Blätter meiner armen Zitronen entfernt. Aber es kommen überall neue und die Blüten kamen auch trotz dieser Folter. Es war übrigens nicht das erste Mal, dass er in der Nähe meiner Bäumchen gezündelt hat..grr...


Das sind Mandarinen, die uns im Winter erfreuen werden. Auch im letzten Frühjahr erst gesetzt und voller Früchte. Mal sehen, was reif wird. Ich habe erst im nächsten Jahr mit Früchten gerechnet, ist ja doch ein Kraftakt für diese Winzlinge.


Meine eine Kaper, die ich schon mehrfach abgeerntet habe. Das geht nun bis in den Spätherbst durch. Meditation pur.
Wer mehr wissen will über die Kapernernte --->>>


Mein Salbei blüht und erfreut die Wildbienen und Hummeln.


Agada immer dabei :)


Der Oregano breitet sich aus und aus... Bei mir dürfen alle Kräuter blühen und sich selbst aussäen.

Eines der ums Haus laufenden Streifenbeete darf machen was es will. Mal so aus Neugierde, was die Natur tut, wenn man ihr nicht ins Handwerk pfuscht.
Wir sehen hier aus Selbstgaussaat: Basilikum und links kommt ein Rucola (Rauke). Der Rosmarin wurde von mir im November als kleiner Zweig ohne Wurzeln einfach mal in die Erde gesteckt.



Das ist das rechte Ende des wild belassenen Beetes. Da wächst eine Tomate, ein weiterer Rucola und ein kleiner Lavendel, den hatte ich auch im November vom großen abgeschnitten und einfach in die Erde gesteckt. Wie kommt die Tomate da hinein???

So, das wars an Essbarem.

Heute habe ich auch was gegen Blattläuse getan:
Schmierseife aus dem Bioshop, (Danke an liebe Landsleute für das Geschenk!), mit viel Wasser in einer Sprühflasche gemischt und damit die Spitzen meiner Obstbäume, die Lieblingsfutter der Blattläuse sind, gewaschen. Hat bei circa. 40 Bäumen zwei Stunden gedauert. Nun ist wieder Ruhe. Das habe ich schon vor ca. 3 Wochen gemacht. Im Hochsommer gehe ich alle 2 Wochen mal durch.

Noch Tips für alle, die keine Chemie im Garten wollen:
Gegen Unkraut auf Wegen usw. gibt es eine Salzlösung. Die wird, stark verdünnt, auf die Unkräuter gespritzt. Für Hunde und Katzen ungefährlch, trocknen die Unkräuter ab und unter der Sonne ohne Gießen zerkrümeln sie dann so vor sich hin.

Obstbäume und empfindliche Heckenflanzen spritzen wir wohldosiert und stark verdünnt wie anno dazumal mit natürlicher Bordeauxbrühe.

 Bordeauxbrühe ist wegen des enthaltenen Branntkalks stark alkalisch und kann insbesondere in unverdünnter Form zu Verätzungen der Haut führen. Bei Überdosierung werden auch die behandelten Pflanzen geschädigt.

Für den Verbraucher stellen etwaige Rückstände von Bordeauxbrühe auf Früchten und Gemüsen kein Risiko dar. Sie sind in diesen Mengen für den Menschen nicht gesundheitsschädlich und lassen sich leicht abwaschen.  (Quelle Wikipedia)


Fazit:
Wer nicht gezwungen ist, wie verrückt zu produzieren, weil er seinen gesamten Lebensunterhalt vom Anbau finanzieren will, der nimmt natürliche Verluste hin und beschränkt sich im Anbau auf Unkrauthacken, Hilfspflanzen gegen Schädlinge und natürliche Produkte für die Schädlings- und Pilzbekämpfung. Immer im Einklang mit der Natur.